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Dreifaltigkeit - Schweinheim

Die Kapelle von Schweinheim

Wer die Kapelle in Schweinheim, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht ist besuchen möchte, findet diese ein wenig abseits zwischen den Fachwerkhäusern. Die Kapelle ist zur Messzeit um 9:00 Uhr am ersten Freitag im Monat geöffnet.

Ein wenig abseits, parallel zur Dorfstraße, vom geschäftigen Leben zwischen den Fachwerkhäusern getrennt durch einen schmalen Friedhofsbezirk, liegt in Schweinheim die der Heiligen Dreifaltigkeit geweihte, in Bruchstein errichtete und weiß verputzte Kapelle. Sie ist ein kleiner, nur rund 15 Meter langer, nicht ganz 5 Meter breiter Saalbau, der zum wenigsten in seinem westlichen Teil dem 15. Jahrhundert entstammt, vielleicht aber schon einen älteren, romanischen Vorgänger hatte: Darauf scheint die halbkreisförmige Apside, die sich dem dreiseitigen Chorabschluß angliedert, hinzudeuten. 

Sichere Angaben zur Baugeschichte sind nicht vorhanden; nur so viel ist bekannt: Das Schweinheim einstens zur Pfarre Ringsheim gehört hat, später erst zur Pfarre Flamersheim kam und seine Bedeutung eigentlich aus den engen Beziehungen zum Stift St. Maria ad Gradus in Köln einerseits (von dort wurde das Kollationsrecht ausgeübt), aus dem Vorhandensein des Nonnenklosters und der bedeutenden Burganlage anderseits gezogen hat. Deutlich heben sich zudem bei der Kapelle die Fensterformen voneinander ab: im Langhaus sind sie spitzbogig und maßwerklos, im Chor sind sie rundbogig und in Haustein gefasst, analog den zahlreichen Vergleichsbeispielen des 18. Jahrhunderts. Überhaupt bestimmt weitgehend die barocke Erweiterung und Ausgestaltung heute das Bild der Kirche; im Äußeren die auf der Südseite angeschlossene Sakristei, deren Obergeschoß über einem Bruchsteinsockel in Fachwerk ausgeführt ist, und im Innern die gesamte Ausstattung, die mit der durch einfache Stuckornamente gegliederten flachen Decke beginnt und vor allem den reichen Altareinbau mit seitlichen Türen und einer sehr bewegten plastischen Darstellung der Trinität in der Mittelnische zu beherrschender Wirkung kommen lässt. Dabei korrespondiert der Altar - bei dessen Aufstellung wahrscheinlich die ursprünglich vorhandene Mensa in die Sakristei versetzt worden ist - mit auf dem mächtigen auf Eichenholzbalken ruhenden westlichen Emporeinbau. Insgesamt ist sehr schön zu erkennen, wie das 18. Jahrhundert den älteren Bau zwar nach Osten erweiterte, vor allem aber seine Aufgabe in einer Bereicherung und Ausgestaltung des Raumes sah.
Die nach dem Krieg dringend notwendige Instandsetzung der Kapelle konnte 1953 in Angriff genommen werden. Der hässliche, dazu das Mauerwerk zerstörenden Zementputz an den Außenwänden wurde gründlich abgeschlagen und, nach Austrocknung des Mauerwerkes, durch einen Kalkputz ersetzt.

Im Inneren erfolgte eine sorgfältige Reinigung der Wände und Ausstattungsstücke von mehrfachem Ölfarbenüberstrich; dabei konnte - wohl als letzter Rest spätgotischen Wandschmucks - eine relativ gut erhaltene, in ihrer Einfachheit und klaren Aussagekraft überzeugende Darstellung der Flucht nach Ägypten von Restaurator G. Minn, Brühl, auf der westlichen Südwand freigelegt werden. Gerade die dem Kunstwerke eigene Beschränkung auf das Wesentliche ermöglichte es hier, die Wiederherstellung auf die sehr vorsichtige Eintönung von Fehlstellen zu beschränken. Leider waren die ansonsten festgestellten Wandmalereireste so gering an Umfang, dass eine Ergänzung oder gar Aufhöhung einer Verfälschung gleichgekommen wäre und daher nicht erwogen werden konnte. Sehr viel günstiger lag der Sachverhalt beim Hochaltar, der, nachdem der braune Überstrich entfernt und die ursprüngliche barocke Polychromie nach den gefundenen Spuren erneuert waren., wieder in hellen, durch die reiche Blattvergoldung noch gehobenen Temperafarbtönen erstrahlte. Auch die beiden in den seitlichen Nischen des Chores aufgestellten Figuren (Maria und Josef) und vor allem die Kommunionbank haben neuen Glanz und neue Farbigkeit erhalten. Sehr vorsichtig wurde bei dem kleinen spätgotischen Sakramentsschrein und der (nur dünn in Kalkfarbe zu streichenden und farbig ganz leicht abzusetzenden) Stuckdecke verfahren. Besonders schönen Erfolg erbrachte die Freilegung alter Fassung bei einem spätgotischen Vesperbild, das vielleicht (ebenso wie verschiedene gute Paramente) aus dem ehemaligen Kloster Schweinheim stammt und zu den besten Kunstwerken des Euskirchener Landes gerechnet werden darf; es ist eines der Andachtsbilder, denen noch heute in besonderer Weise die Volksfrömmigkeit verbunden ist.
Bevor man die Schweinheimer Kapelle heute durch das schöne westliche Portal betritt, entdeckt man in einer Nische über dem oberen Türsturz eine "schwarze Muttergottes", wie ähnliche Darstellungen in Benrath, Köln, Witterschlick u.a. erhalten sind. Wie sich die Figur (aus gebackenem Ton) erklärt, ob sie in der jetzigen Form einstens für Schweinheim gearbeitet worden ist, lässt sich nicht mehr ermitteln. Sicher bildet sie in ihrer ein wenig derben, aber doch eindrucksvollen und dem Kapellenbau angepassten Erscheinungsform eine schöne Ergänzung des Bildes des Kapellenbezirkes, dem auch in den veschiedenen alten Grabkreuzen etwas von der Unberührtheit und Stille seiner Entstehungszeit bewahrt geblieben ist.

Schrifttum: Clemen Polaczek: Die Kunstdenkmäler des Kreises Rheinbach, Düsseldorf 1898, S. 153 Der Aufsatz erschien im Juni 1956 als Bildbeilage zu "Unser Weg", Folge 6 Luthe Druck, Köln

Aus der Geschichte der Schweinheimer Kapelle

15. Jahrhundert
Der halbkreisförmige Schulabschluss führt zu der Annahme, dass der gotische Bau des 15. Jh. auf romanischen Fundamenten errichtet wurde. Es ein einschiffig verputzter Bruchsteinbau mit Dachreiter am Westgiebel. Die Länge beträgt im Lichten 15,10m, die Breite 4,75m. Das Langhaus, das unter einem geschieferten Satteldach liegt, trägt am Westgiebel einen vierseitigen, in einen achtseitigen Helm endenden Dachreiter, der an der ganzen Oberfläche geschiefert ist. An der Westseite ist eine rundbogige Tür angeordnet. Die Langmauern sind von einfachen Spitzbogenfenstern ohne Maßwerk durchbrochen. Die Fenster des Chores sind rundbogig und in Haustein gefasst (18.Jh.) Im "Liber collatorem" des 15.Jh. wird das Kölner Mariagradenstift als Kollator bezeichnet.

1550
In dem Jülicher Erkundigungbuch wird zum 13. Juni berichtet:
Eigenherrlichkeit Burg Sweynhem, unter'm Amt Münstereifel hat Franz Spieß.

1560
Am 26.Februar 1560 wird angegeben, dass den Herren von Schweinheim die Kollation zusteht.

1687
Das Ringsheimer Visitationsprotokoll berichtet: Die Kapelle liegt auf einem Platze, der teils mit Mauern, teils mit einem Zaun eingeschlossen ist. Sie ist noch nicht konsekriert, sonst aber passend und bequem, und hat einen Turm mit zwei Glöckchen.

1697 
Die Kapelle trägt das Patronat der "Heiligen Dreifaltigkeit"
Ursprünglich war die Kapelle wohl dem hl. Antonius - Mönch und Einsiedler - (17. Januar) geweiht; mit der Übertragung der Dreifaltigkeits-Bruderschaft von Flamersheim nach Schweinheim im Jahre 1697 erhielt sie wahrscheinlich den noch heute geltenden Titel.

Südansicht mit Sakristei 18. Jahrhundert Die Sakristei, ein Anbau des 18.Jh., liegt an der Südseite der Kapelle. Sie besteht in ihrem unteren Teil aus Bruchstein, in dem oberen aus Fachwerk. 
Der Altar ist eine großer, die ganze östliche Abschlußwand einnehmender Aufbau des 18. Jh.; in der Mitte die Hl. Dreifaltigkeit, links Maria, rechts Josef.

1723
Der Visitationsbericht besagt folgendes: In der Kapelle zu Schweinheim ist alles gut verschlossen, wenngleich die Kapelle wenig Schmuck hat; das Ciborium ist aus vergoldetem Silber; werktags wird ein zinnernes gebraucht, aus Furcht vor Dieben. Das Öl wird in Zülpich geholt und in einem Schranke in der Mauer aufbewahrt. Das Sakrament wird mit Licht und Schelle, unter Anbetung des Rosenkranzes zu den Kranken getragen. Die Frau von Bernsau hat die Kapelle gebaut; ein Altar ist in derselben, der einen Altarstein hat. Die Paramente gehören der Freifrau von Bernsau. Der Kirchhof, wo auch heute noch begraben wird, liegt um die Kapelle. In einem Turm, der zur Burg gehört, wohnt der Kaplan. Der Herr von Bernsau hat vor zwei Jahren den Küster angestellt.

1724
In der zweiten Hälfte des 17.Jh. ist Schweinheim von den Spieß an die Familie von Bernsau übergegangen (Prozessakten von Trips gegen von Bernsau zu Schweinheim, 1675 -1734, im Archiv auf Schloss Hemmersbach). Der von Bernsau ist 1724 verstorben.

1732
Im "Extractus" heißt es: In Schweinheim ist auch eine Kapelle, die mit allem ausgestattet ist, was zu Spendung der hl. Sakramente erfordert wir, und auch einen guten Verschluss hat für das Allerheiligste. So können die Sakramente den Pfarrgenossen leichter gespendet werden, zumal im Orte auch das Pfarrhaus steht. Die Kapelle ist benediziert. Alle Einwohner sind katholisch.

1770
Über die kirchlichen Verhältnisse hat Eissenberg folgendes aufgezeichnet: In Ringsheim steht eine Kirche, so die eigentliche Pfarrkirche von dieser Herrschaft sein soll; weil nun aber auch in Schweinheim eine Kapelle ist, so zankten sich die Herren von Schweinheim und Ringsheim lange Zeit um das Patronatsrecht miteinander, bis endlich der erste seine Ansprüche an den letzteren verkauft hatte. Gleichwie Ringsheim von dem Erzbischof zu Lehen galt, also will Chur-Cölln mit solchem Vergleich nicht zufrieden sein, und solcher gestalt ist der Prozess wieder von neuem angegangen. 

1876
Durch den Gießer Chr. Claren wird durch Umguß einer älteren Glocke die Antonius-Glocke gegossen mit der Umschrift: SIT NOMEN DOMINI BENEDICTUM! ST. ANTONI, O.P.N. (Der Herr Name des Herrn sei gebenedeit! Hl. Antonius, bitte für uns!) Auf der Flanke ist ein Rundmedaillon (Durchmesser 85 mm) mit der Darstellung des hl. Antonius, der kniend das Jesuskind anbetet. Gewicht: 60kg
Die Glocke ist 1947 unversehrt vom Glockenfriedhof aus Hamburg wiedergekehrt.

1963
Die Firma Mabilon & Co., Saarburg, gießt zwei neue Glocken: GOTT IN DER HÖHE ZU EHREN (Gewicht: 180kg) und DEN MENSCHEN GUTEN WILLENS ZUM FRIEDEN (Gewicht: 110 kg).

1998/99
Der Dachreiter der Kirche ist vom Holzwurm befallen und muss von Grund auf erneuert werden. Die Denkmalpflege bemüht sich um Wiederverwendung der alten Balken, was jedoch nicht möglich ist. Während des Neuaufbaus des Dachreiters wird festgestellt, dass der Dachstuhl und die Deckenbalken ebenfalls Befall haben. Eine Erneuerung ist unumgänglich. Hier schlägt auch das Ansinnen der Denkmalpflege, die Stuckdecke als Ganzes zu erhalten, fehl - der Stuck ist zu stark mit dem Lehm und den Stakenhölzern verbunden. Es können nur Teile des Stucks zur späteren Wiederverwendung abgenommen werden. Diese Maßnahmen führen dazu, dass die ganze Kapelle von Grund auf innen wie außen einschließlich der Innenausstattung einer Renovierung unterzogen wird,


Quelle: aus den Unterlagen von Heinz Lanzerath, Flamersheim

Impressionen der Kapelle

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